Wir beziehen uns bei der Förderung von schwerst mehrfach behinderten Schüler*innen auf die „Empfehlungen zur Sonderpädagogischen Förderung in den Schulen der Bundesrepublik Deutschland“ – Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 26.06.1998.

In diesen Empfehlungen heißt es:

„Besondere Anforderungen an eine individuelle Förderung stellen Kinder und Jugendliche mit einer schweren Mehrfachbehinderung. Sie können in allen Entwicklungsbereichen beeinträchtigt sein, so dass verschiedene Förderschwerpunkte – insbesondere zur Sicherstellung der Förderung basaler Funktionen – zu beachten sind. Erziehung und Unterricht beinhalten auch Aspekte von Pflege und Therapie. Diese müssen in ein pädagogisches Gesamtkonzept eingebettet sein.“

Heilpädagogische Förderung

Heilpädagogische Förderung muss bereits ab Klasse 1 fester Bestandteil der individuellen Förderung, aber auch Forderung an einen Schüler / eine Schülerin mit geistiger Beeinträchtigung sein.

Sie stellt ein ausgewogenes Angebot von Förderinhalten dar, immer unter Berücksichtigung der individuellen Möglichkeiten der Schülerin/des Schülers.

Dabei steht sie/er im Mittelpunkt und es wird vom Prinzip der Ganzheitlichkeit ausgegangen.

Es werden folgende Bereiche berücksichtigt:

  • emotionale
  • sensorische
  • motorische
  • soziale sowie
  • kognitive Fähigkeiten und Komponenten

Die Förderung sowie Einzelförderung unterstützt und ergänzt die Arbeit in den Klassen, wählt geeignete Inhalte und Methoden aus, gibt den Schüler*innen Zeit und Raum, sich mit den Inhalten auseinander zu setzen.

Die erlebnisbezogene Förderung zur sensorischen Integration soll die Schüler*innen befähigen:

  • Materialerfahrungen zu gewinnen, ihre motorischen Fähigkeiten zu erhalten oder anzubahnen.
  • Wassererfahrungen zu sammeln, um sie so auf den Schwimmunterricht vorzubereiten, Abläufe zu verinnerlichen sowie Spaß und Freude zu erleben.

Den schwerst mehrfach beeinträchtigten Schüler*innen wird so die Möglichkeit gegeben, nonverbale Ausdrucksformen zu finden und emotionale Erfahrungen zu gewinnen.

Um soziale Kompetenzen auszubauen und partnerschaftliches Erleben zu fördern, setzt der Matschraum gute Impulse und Bedingungen.

Für die Basisförderung von schwerst mehrfach beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen stehen vielfältige didaktische und therapeutische Materialien und Gerätschaften zur Verfügung, um

  • optische und akustische Reize zu vermitteln
  • Ruhephasen zu schaffen sowie
  • sensible Phasen zu nutzen

Neben dem Klangbett und der Klangkiste werden die Lichtbögen sowie tast- und Fühlstationen genutzt, um den Schülerinnen Entspannungstechniken zu vermitteln oder eine sehr direkte Beziehung zu sich selbst und zur unmittelbaren Umwelt aufzubauen.

Eine andere Form der heilpädagogischen Förderung ist das Gestalten von Förderlandschaften zur Wahrnehmungs-förderung, das Setzen von Bewegungsreizen zur aktiven Auseinandersetzung mit der Umwelt und dem Erleben dieser Interaktion.

Dabei liegen die Schwerpunkte auf dem Einlassen auf das Angebot und dem Setzen des eigenen Levels.

In der handlungsorientierten Förderung liegt der Schwerpunkt auf der Befähigung, soziale Kompetenzen aufzubauen, diese zu erweitern und gemeinsame Erlebnisse zu gestalten.

Gezielt wird der Schwerpunkt auf die lebenspraktische Ausrichtung von Förderungen gelegt, um die Schüler*innen anzuregen, immer selbständiger am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Bei der Einnahme des Essens unterstützt die Ergotherapeutin die Klassenteams, in dem bei einigen Schüler*innen eine Esstherapie durchgeführt wird.

Hundetherapie

Ein speziell dafür ausgebildeter Sozialcoach besucht einmal in der Woche unsere Schule. Für das Training mit dem Therapiehund „Henry“ haben wir die Schüler*innen ausgesucht, die nicht nur geistig behindert, sondern auch in ihrer sozial-emotionalen Entwicklung stark beeinträchtigt sind. Diese sollen mit Hilfe des Hundes lernen, ihren Stresspegel in verunsichernden Situationen herabzusetzen, ihre Empathiefähigkeit weiter zu entwickeln und/oder das Aggressionsverhalten einzudämmen.

Für Kinder und Jugendliche sind Hunde sozial ausgerichtete Interaktionspartner, die ihnen positiv zugewandt sind, sofern eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut werden konnte. Hunde reagieren direkt, ehrlich und überschaubar, wenn ihr Verhaltensvokabular verstanden wird.

Im Umgang mit dem Tier und der Reaktion des Hundes erleben die Schülerinnen und Schüler eine natürliche Bestätigung bzw. Korrektur ihres sozialen Handelns.

Im laufenden Projekt wechseln sich 9 Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 15 Jahren ab. In der wöchentlichen Zeitstunde trainieren jeweils 2 Schüler/-innen 30 Minuten mit dem Sozialcoach.

Zusammenarbeit mit der Autismusambulanz Halle

Autistische Schüler*innen benötigen Erziehung und Unterricht, der sich auf alle Entwicklungsbereiche bezieht. In Deutschland gibt es keine speziellen Schulen und keine speziellen schulischen Ausstattungen. Individuelle Eingliederungs- und Lernangebote sind erforderlich, um Schüler*innen mit autistischen Störungen auf eine aktive Lebensbewältigung in weitestgehend sozialer Integration in Selbstbestimmung und Selbstständigkeit vorzubereiten. Deshalb arbeitet unsere Schule seit mehreren Jahren mit Unterstützung ausgebildeter Pädagog*innen in diesem Bereich zusammen. Die Kolleg*innen aus der Autismusambulanz Halle kommen regelmäßig zu den Schüler*innen und arbeiten mit ihnen in Einzelförderungen. Diese bieten Orientierungsmöglichkeiten zum Aufbau von Kommunikationsfähigkeiten und sozialen Beziehungen mit Hilfe spezieller Unterstützungssysteme an.

Als Räumlichkeiten stehen der Computerraum sowie die Bibliothek zur Verfügung.